Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1.3, Universität Regensburg (Institut für Germanistik), Sprache: Deutsch, Abstract: 1. Einleitung In der Germanistik hat der Simplicissimus Teutsch ¿[s]eit seiner Wiederentdeckung im Zuge des romantischen Interesses an zerlesenen Volksbüchern [¿] die verschiedensten Interpretationen gefunden¿ . So wurde der Roman beispielsweise ¿als Darstellung des Dreißigjährigen Krieges¿ im Sinne eines ¿Antikriegsroman¿ gedeutet, oder der ¿Einfluß der sieben chaldäischen Planeten¿ auf Simplicius wird in einer ¿astrologisch-alchemistische[n]¿ Ansatz beschrieben. Andere Interpretatoren verstehen den Simplicissimus Teutsch als Schelmenroman oder rücken ihn in die Nähe des Bildungsromans. Darüber hinaus bietet der Untertitel des Werkes dem Leser einen Anstoß für eine weitere Lesart, indem er suggeriert, dass es sich bei dem vorliegenden Werk um eine Biographie handele: ¿Die Beschreibung deß Lebens eines seltzamen Vaganten / genant Melchior Sternfels von Fuchshaim / wo und welcher gestalt Er nemlich in diese Welt / was er darinn gesehen / gelernt / erfahren und außgestanden / auch warumb er solche wieder freywillig quittirt.¿ Dass Versuche unternommen wurden, Grimmelshausens Simplicissimus Teutsch als Autobiographie zu verstehen, nimmt somit nicht wunder. Gemäß ¿Könneckes Archivforschungen¿ , welche den Lebensweg des Dichters nachzeichnen, scheinen einige Ereignisse im Leben Simplicius durchaus auf reale Erlebnisse aus dem Leben des Dichters zurückzuverweisen; für den gesamten Roman lässt sich eine solche Lesart indes nicht aufrecht erhalten. Gleichwohl sind gewisse Parallelen zwischen Grimmelshausen und seinem Protagonisten nicht von der Hand zu weisen, denn ¿ wie das ¿emblematisch angelegt[e]¿ Titelkupfer in seiner Funktion als Vorwort ¿ deutlich signalisiert, lässt der Autor seinen Helden die verschiedensten Kostüme überstreifen: Simplicius erscheint unter der Feder seines Schöpfers als eine unbeständige, sich stetig wandelnde Figur, die ¿so mancherlei Masken annimmt, abwirft und anderen herabreißt¿ , was völlig im Einklang mit der ¿barocken Welttheater-Vorstellung¿ steht. Die Vita des Autors ist von einem nicht minder ausgeprägten Wankelmut gekennzeichnet, denn schließlich sind ¿[f]ast alle Schriften Grimmelshausens [¿] unter Pseudonymen erschienen, die er dazu auch noch ständig wechselte, um seine Identität zu verbergen bzw. zu verrätseln¿ . Seine Werke signierte er häufig mit diversen anagrammatischen Anordnungen der Buchstaben seines Namens...