Der von Martin Zellerhoff und Alex Hilbert herausgegebene Katalog THE DUST OF TIME ist eine Reverenz an Hilmar Hoffmanns "Kultur für Alle", den heute längst vergessenen Klassiker der Kulturarbeit. Denn es scheint, als würde sich vieles von dem, was lange Zeit als unverbrüchlicher Konsens galt, sukzessive in Luft auflösen. Hatte der kulturpolitische Aufbruch der 1970er Jahre eine Freiheit gebracht, die 1989 mit dem Fall der Mauer als weltoffener, gesellschaftspolitischer Frühling kulminierte, ist von dieser Stimmung kaum noch was zu spüren. Beinah so, als würde das Rad der Geschichte jetzt zurückgedreht, begegnen wir landauf, landab einer wachsenden Verrohung des gesellschaftlichen Diskurs. Vor diesem Hintergrund nutzen die beiden Kuratoren die geplanten Baumaßnahmen der Galerie Haus Bachrach als Folie für eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema. Der reale Umbau, legt die frühere Architektur des Raumes wieder frei, die bislang durch eine Wand versperrt war, und öffnet so den Blick auf die dahinterliegenden Fenster. "Dieses architektonische Narrativ hat für uns eine starke poetische Strahlkraft, die wir auf die aktuelle gesellschaftliche Auseinandersetzung projezieren", so die beiden Künstler Martin Zellerhoff und Alex Hilbert. * * * Knappe Kassen können in einer Welt sichtlicher Verrohung nicht die Antwort auf alles sein. Deshalb war es höchste Zeit, eine Ausstellung zu machen, die sich mit der Notwendigkeit der Kulturarbeit auseinandersetzt, ihrer Bedeutung für die Region. Und - damit verbunden - dem großen, aber notgedrungen ehrenamtlichen Engagement des Kunstvereins Schieder-Schwalenberg. Weil dieser ganz offensichtlich in der Tradition der "Kultur für alle" von Hilmar Hoffmann*, bei seinen Projekten nicht - wie anderorts oft - auf Avantgarde,sondern auf Kultur in und aus der Region bedacht ist. Die Ausstellung bringt dazu 21 Berliner und Schwalenberger Künstler*innen zusammen, deren Arbeit die gesellschaftliche Entwicklung der letzten 40 Jahre auf ganz unterschiedliche Art spiegelt. "The Dust of Time" ist aber nicht nur eine Ausstellung zum Anschauen. Es ist vielmehr eine Aufforderung, über die Voraussetzungen der Kunst- und Kulturarbeit zu diskutieren. * * * Wie heißt es so treffend beim Deutschen Kulturrat: "Trotz der zentralen Bedeutung von Kunst, Kultur und kulturelle Bildung für die Gesellschaft sind diese Bereiche immer wieder von Kürzungswellen betroffen. Sie werden teilweise lediglich unter finanziellen Gesichtspunkten betrachtet und nur als Nutznießer und Empfänger öffentlicher Gelder aus den Taschen der Steuerzahler gesehen. Eine solche Betrachtung lässt außer Acht, dass es sich bei der Förderung von Kunst, Kultur und kultureller Bildung um keine Subvention sondern viel mehr um eine Investition handelt." (2010) Also wie geht es weiter?